Mein 2. Tag in Stille

Mein 2. Tag in Stille

Ich fühle mich heute ein wenig erschöpft, aber absolut ruhig, denn ich weiß, was heute auf mich wartet: Stille. Ich starte den Tag mit der buddhistischen Weisheit:

“Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
stets kannst du im Heute
von Neuem
beginnen.”

Ein absolutes Hoch und Motivation durchfluten meinen Körper, als ich mir diese Weisheit im Geiste wiederhole. Ich frühstücke erneut achtsam an meinem Lieblingsplatz im Haus. Mir fällt auf, dass ich erneut das Gezwitscher der Vögel und das Wehen des Windes wahrnehme. Ich konzentriere mich erneut allein auf das Essen.

selbstgemachtes Müsli mit Früchten zum Frühstück. Soo lecker!

Danach genieße ich einfach nur die Präsenz, indem ich mich den Hunden zuwende. Eine ganze Weile ohne jeglichen Zeitdruck lasse ich jedem Hund Streicheleinheiten zukommen, länger als üblich. Mir fällt auf, wie ruhig die Hunde und auch ich atmen. Heute spüre ich ganz besonders, dass das Fell mal weicher oder auch mal struppiger oder drahtiger ist. Ganz egal, die Hunde genießen ihre Wellnesseinheit und auch ich verliere völlig die Zeit. Gestern ist es mir ebenfalls aufgefallen, dass ich weniger auf die Zeit geachtet und mich dafür meinen Bedürfnissen zugewandt habe. Das nennt man wohl Gelassenheit und Entschleunigung.

Die Zeit verlieren mit meinen Hunden

Mir fällt es heute nicht mehr so schwer, nicht zu sprechen. Es erscheint mir nicht mehr so wichtig, weil ich mich für das Journaling entschieden habe. Ich überlege mir heute ein wenig Inliner mit den Hunden zu fahren, frage mich allerdings, ob die Geschwindigkeit des Inlinerfahrens mit der Entschleunigung, Stille und Ruhe vereinbar ist. Ich probiere es einfach aus und nehme die Worte Buddhas mit auf den Weg:

“Lass deinen Geist still werden wie einen Teich im Wald.
Er soll klar werden, wie Wasser, das von den Bergen fließt.
Lass trübes Wasser zur Ruhe kommen, dann wird es klar werden,
und lass deine schweifenden Gedanken und Wünsche zur Ruhe kommen.”

Ich konzentriere mich beim Fahren komplett auf mich. Ich koordiniere Bewegung und Atmung miteinander, kann abschalten und an nichts anderes denken, und wenn doch, rufe ich mir meine Affirmation ins Gedächtnis. Ich konzentriere mich auch darauf, wie sich der Wind auf meiner Gesichtshaut anfühlt, nehme wahr, wie ich mit meinen Bewegungen und meiner Atmung im Einklang bin. Mein Hund passt sich der gleichbleibenden Geschwindigkeit an. Das Inlinern fühlt sich wie ein Gleiten an und die Bewegungen sind fließend. Ich spüre es, wenn es anstrengender durch den Gegenwind wird, aber dennoch alles gleichmäßig weiterfließt.

Inlinern

Meditation geht also nicht nur im Sitzen, einer vorbereiteten Umgebung oder dem perfekten Sitz. Sie funktioniert z.B. bei der Gartenarbeit oder für mich auch beim Inlinern. Man kann vollkommen im Hier und Jetzt, konzentriert auf die Bewegung in Verbindung mit der Atmung sein. Ich merke, dass es sich viel beruhigender anfühlt, als noch zusätzlich Musik zu hören. Man kann bei sich ankommen, man findet die Stille auf diese Weise nicht außerhalb, sondern in sich selbst. Ich fühle jedoch, dass mir das Gefühl, dass mir beim Betrachten der Natur und somit die wahrhaftige Entschleunigung, wie bei der sitzenden Meditation oder der Gehmeditation abhandenkommt.

Deshalb entschließe ich mich noch einmal für eine sitzende Meditation am Nachmittag. Für gewöhnlich lasse ich diese gerne von Musik begleiten und durch Anleitungen. Ich entscheide mich für eine Achtsamkeitsmeditation ohne Musik, allerdings mit Ansagen und praktiziere danach noch einige Minuten in vollkommener Stille, was auch immer das für jeden von uns sein mag. Für mich war es das achtsame Hinhören meiner fließenden und ruhigen Atmung.

Meine Achtsamkeitsmeditation, um vollkommen gelassen sein zu können

Ich möchte noch stärker in Ruhe und Stille versinken, sodass ich zusätzlich noch eine angeleitete Yin Yoga Einheit praktiziere. Ich bin danach absolut entspannt und zufrieden. Fühle mich nicht gestresst und lasse die Zeit einfach Zeit sein.

Ich achte den Tag über darauf stärker in mich hinein zu hören, achte darauf achtsam zu essen und zu trinken. Ich fühle mich einfach nur gut und frei von Stress. Ich mache mir sogar ein kleines Fußbad, um den Duft von Limette und Ingwer, die Wärme an den Füßen und das warme Wasser, dass meine Füße umhüllt zu genießen. Ein passender Zeitpunkt, um ein wenig in meinem Buch zu lesen. Mein Kopf ist abgeschaltet und ein wohliges Gefühl macht sich breit.

Danach möchte ich noch ein wenig meditativ Malen. Es bietet sich an dies mit Mantren oder Musik zu unterlegen, ich verzichte jedoch darauf, damit ich es später einmal vergleichen kann, was mir besser gefällt: still oder mit Musik. Ich komme in einen wunderbaren Flow, vergesse alles um mich herum und konzentriere mich nur auf Pinsel, Farbe und Form. Ich lasse die Farbe, die auf dem Papier verläuft und seinen eigenen Weg findet sowie die Formen auf mich wirken und versuche nicht zu bewerten. Es fällt mir allerdings alles andere als leicht. Das Malen ausprobieren nur um des Malens Willen und nicht, damit mir das Bild besonders gut gelingt oder ich es später aufhängen oder verschenken kann. Erst zweifel ich an der Sinnhaftigkeit. Aber ich lasse mich vollkommen darauf ein und freue mich, etwas geschaffen zu haben, um sich gut zu fühlen und um zur Ruhe zu kommen.

Ab und zu braucht die Vernunft eine Auszeit, damit deine Träume fliegen lernen.

Fazit: Ich habe diesen Tag absolut genutzt. Ich war unheimlich produktiv, kreativ und trotzdem motiviert, gelassen und ruhig. Ich habe einfach in mich hineinhören können und alles machen können, wonach mir gerade war. Frustration oder andere negative Gefühle hingegen waren eher selten oder traten gar nicht auf. TV oder auch Social Media oder Handy etc. fehlen mir nicht besonders. Im Gegenteil, mir wird bewusst, dass sie doch ein Stück weit kleine Zeitfresser im Alltag sind, die mich von dem Ablenken, was ich manchmal gerne tun möchte.

Ein kleine Fantasiereise, um in die Nacht zu kommen und ein passendes Zitat von Eckhardt Tolle rundet den Tag für mich ab:

“Wenn Du den Kontakt mit deiner inneren Stille verlierst,
so verlierst Du den Kontakt mit dir selbst.
Wenn Du den Kontakt mit dir selbst verlierst,
verlierst du dich selbst in der Welt.
Dein innerstes Verständnis von dir selbst,
was du bist, ist untrennbar von Stille.
Dies ist das Ich bin, das tiefer ist als Name und Form.”

Ich freue mich schon auf meinen 3. Tag in Stille.

Jaqueline Werner

Ich helfe dir, Yoga in deinen Alltag zu integrieren. Ich hole dich da ab, wo du gerade bist, um dich auf deine persönliche Reise zu dir selbst zu begleiten.

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